Geschichte und Wappen

Leiblfing ist ein großes, schmuckes Pfarrdorf im Gäuboden. Es liegt an der Hauptstraße Straubing-Landshut und ist ungefähr drei Gehstunden von Straubing entfernt.

Entstehung

Wann die Ortschaft Leiblfing entstand, ist nicht genau bekannt. Die Entstehung der Ortsnamen auf „ing“ fällt wahrscheinlich in die Zeit zwischen 500 und 1000 nach Christus. Der Name Leiblfing ist am Ende des 8.Jahrhunderts zum ersten Male erwähnt. In alten Urkunden heißt es: Lipolfinga,Liubolving und Lewbolfing. Der Name Leiblfing scheint also eine Zusammensetzung des Eigennamens Leuwolf mit der Endung „ing“ zu sein und soviel wie Wohnort des Leuwolf zu heißen.

Spuren der Römerherrschaft

Wie aus Geschichtsbüchern bekannt ist, unterwarfen die Römer etwa 15 v. Chr. den in Südbayern wohnenden keltischen Volksstamm der Vindelicier. Es ist sicher, dass sich die Römer auch in hiesiger Gegend einige Jahrhunderte aufhielten. Gewöhnlich pflegten diese in den unterworfenen Gebieten Heerstraßen und Verkehrswege anzulegen und Militärstützpunkte zu errichten, um das Land gegen feindliche Einfälle schützen zu können. Zwei solcher Straßen berührten auch das Gebiet der Pfarrei Leiblfing. Eine führte von Salzburg über Tunding und Geiselhöring nach Regensburg; eine in Tunding abzweigende Nebenstraße zog zwischen Leiblfing und Hailing nach der römischen Militärkolonie Acilia (jetzt Straubing) hin. Spuren von zwei römischen Wachtürmen wurden 1856 am Eschlspitzholze (1 km nordwestlich von Leiblfing) nahe am sog. Mittelwege und in der sog. „Saulack“ gefunden. Letzterer Turm deckte die Römerstraße, welche an den Grenzen Schwimmbachs hinziehend 1856 noch verfolgt werden konnte. An einer anderen Stelle führt dieser Weg noch den Namen „Kleines Schanzl“. Im nahen Schwimmbach wurden römische Waffen und eine Bronzestatue, den römischen Kriegsgott Mars darstellend, gefunden.

Einführung des Christentums und Entstehung der Pfarrei

Durch die Römer wurde das Christentum in hiesiger Gegend bekannt und sicher schon teilweise eingeführt. Durch die Völkerwanderung, durch den Abzug der Römer und durch die Eroberung Bayerns durch die heidnischen Baiuwaren, von welchen wir Altbayern abstammen, wird das Christentum größtenteils wieder vernichtet worden sein. Erst als im 7. Jahrhundert die Agilolfinger Herzoge von Bayern selbst das Christentum annahmen, und die Glaubensboten Emmeram und Rupert Bayern missionierten, wurde allmählich das Christentum in ganz Bayern, also auch hier, eingeführt. Geordnete kirchliche Verhältnisse entstanden aber erst später. 739 wurde Bayern durch Bonifatius in vier Bistümer eingeteilt. Um diese Zeit dürften die meisten Pfarreien, somit auch Leiblfing entstanden sein. Aus den alten Salbüchern ist zu ersehen, dass der Pfarrer von Leiblfing zwei Wieden (Güter) erhielt, damit seine Lebensexistenz gesichert war.

Die Grafen v. Leonsberg als ursprünglicher Besitzer von Leiblfing

Die ursprünglichen Besitzer von Leiblfing, Eschlbach, Walting und Hailing waren die Grafen von Leonsberg. Ihr Stammschloss (jetzt Ruine) stand in Leonsberg bei Großköllnbach. Sie hatten aber auch im Isar-, Vils- und Rottal ausgedehnte Besitzungen. Aus einem Bericht über Verzichtleistung auf ein Gut in Walting geht hervor, dass die Leonsberger Grafen Oberlehensherren waren und viele Vasallen unter sich hatten. Sie waren fast reichsunmittelbar und unumschränkte Herrscher. Bernhard Graf von Leonsberg hatte in Gangkofen 1278 eine deutsche Ordenskommende (Verwaltungsbezirk eines Ordensritters) errichtet, welche 1803 bei der Säkularisation aufgelöst wurde. Dorthin vermachte Bernhard einige Höfe von Leiblfing, welche bis 1803 zu Gangkofen gehörten. In einem Häuserverzeichnis von 1511 heißt es: „Wolfgang Schleinkofer von einem Hoff ist auch der Teutschen Herren, Lienhardt Köll von einem Hoff ist auch der Teutschen Herren“. Noch Anfang des 19. Jahrhunderts stellte die Kommende Gangkofen dem Schmied Lorenz Wallmer von Leiblfing die Heiratskonsenz aus. In Leiblfing heißt eine Gasse die Jugendgasse. In einem noch vorhandenen Auszug aus dem Handbuch des Landgerichtes Leonsberg von 1579 steht, dass eine Nebensölde des sog. Herzoghofes in der Judengasse liege. Es ist also ziemlich sicher, dass die Grafen von Leonsberg Juden in Leiblfing duldeten. Die Leonsberger Grafen waren nicht nur Grundherren, sondern auch Vögte von Leiblfing, wie aus alten Urkunden ersichtlich ist. Als solche hatten sie die Pfarrer vor Unterdrückung zu schützen und die Säumigen zur Zahlung der Zehnten zu veranlassen. Dadurch errangen sie einen großen Einfluss auf die Besetzung der Pfarrei. Nach Aussterben der Leonsberger wurde vom Domkapitel Regensburg ein Vikar für die Pfarrei Leiblfing ernannt, welcher jährlich 16 Pfund Regensburger Pfennige an das Domkapitel abzuliefern hatte.

Andere Grundherren von Leiblfing

Ein Häuserverzeichnis von 1511 zeigt, dass Leiblfing im Besitze verschiedener Grundherrschaften war. Leiblfing ist zweifelsohne der Stammsitz des bis in die jüngste Zeit noch existierenden Ritter- und Grafengeschlechtes der Leiblfinger, obgleich es nie urkundlich als Besitzer von Leiblfing erwähnt wurde. Ein Heinrich von Leiblfing kommt schon 1158 als „Ministeriale des Bischofs von Regensburg“ vor. Die Leiblfinger waren die Erbtruchsesse von Niederbayern, halfen 1311 die sog. Ottonische Handfeste errichten und waren in Ober- und Niederbayern vielfach begütert. Sie hatten hohe Staats-, Kirchen- und Hofämter inne. 1603 waren die Leiblfinger Gutsherren in Grafentraubach, 1625 in Rain und von 1638 an in Schönach. In Leiblfing waren noch einige Adelige sesshaft, so Veit von Eglofstein, im Häuserverzeichnis 1511 Eglofsteiner genannt. Er war Besitzer des Sedelhofes und dreier Sölden. Im genannten Verzeichnis wird auch der „Edle und Veste Hans Schöndorfer“ als Grundherr aufgeführt. Ein Bauerngut von hier gehörte damals zum Spital Straubing. 1511 ist auch schon der Herzoghof erwähnt, der eine Sölde in der Judengasse besaß.

Das öffentliche Leben vor dem Schwedenkrieg

Die Grundherren überließen ihre Besitzungen einzelnen Personen gegen eine bestimmte Summe als Lehen. Diese Güter konnten auf Nachkommen vererbt werden, oder sie fielen nach dem Tode des Lehensträgers wieder dem Gutsherren zu. In Geldverlegenheit verkauften oder verpfändeten manche Herren ihre Lehensgüter oft an weitentfernte Herrschaften. Es gab damals ein tüchtiges Bauerntum, da die Bauern bestrebt waren, ihre Lehen zu erhalten. Auch das Gerichtswesen war geregelt. Unter den alten Schriften finden sich zwei Schrannenverhandlungen. Unter Schranne verstand man damals ein öffentliches Gerichtsverfahren, das in Leiblfing die Grafen von Leonsberg und später die Landrichter jährlich ein- oder zweimal abhielten. Schon 1408 wurde zu Lewwolfing die erste offene Schranne gehalten. Die Schranne verlief folgendermaßen: Am Gerichtsort erschien der Richter mit ein paar Advokaten, „Fürsprecher im Recht“. Aus Leiblfing und Umgebung trafen die Bauern ein, die das Recht hatten, der Schranne als Besitzer oder sog. „Biderbleute“ anzuwohnen. Diese wählten vier Mann, die „Verhörer“, einen fünften brachte der Richter selbst mit. War die Versammlung vollzählig, setzte sich der Richter mit einem dicken Stab in der Hand auf einen erhöhten Stuhl und hörte die Klagen an. Eine solche Schrannenverhandlung fand 1493 statt, da der Bauer Bodmann von Walting 1490 dem Schmied Fritz Schmid von Leiblfing 4 Vierling Dengelkorn verweigerte. Bodmann wurde zur Zahlung verurteilt. Bei der zweiten erwähnten Schranne 1511 wurde dem Schmied Leopold Schmid von Leiblfing der Dengelbrief erneuert, der ihm 1504 verbrannte. Die Bauern sagten die Höhe des bisher geleisteten Dengelkorns an.

Leiblfing von 1618 bis zur Jahrhundertwende

Besondere Kriegsereignisse

Leiblfing wurde früher öfter von Kriegen heimgesucht. Im 10. Jahrhundert machten die Ungarn Einfälle in Bayern und verheerten das ganze Land. 1192 spielte sich der Krieg zwischen Albert III. von Bogen und Heinrich von Ortenburg in dieser Gegend ab. 1203 wurde im Krieg zwischen dem Bischof Konrad II. und Ludwig dem Kelheimer das ganze Gebiet von Straubing und Leiblfing verwüstet. Auch unter dem Landhuter Erbfolgekrieg hatte Leiblfing sehr zu leiden. In der Schrannenverhandlung von 1511 ist zu lesen, dass „in dem nächst vergangenen bayrischen Krieg das Dorf Leublfing in den Grundt durch den Feind verbrannt worden ist.“. Noch schrecklicher war für die hiesige Bevölkerung der Schwedenkrieg. In den Pfarrschriften ist besonders der erste Einfall vom November 1633 bis April 1634 und der letzte vom Jahre 1648 erwähnt. Mussinan (Geschichte der Belagerung von Straubing) erzählt: „Am 2. August 1648 wurde Herzog Ulrich von Württemberg in der Leiblfinger Waldung von den Schweden gefangen genommen und der Oberst Druckmüller konnte sich nur mit Mühe durch die Flucht retten; denn die Schweden hatten in diesem Walde, 3000 Mann an der Zahl, einen Hinterhalt gelegt, daher 600 Reiter des Herzogs teils getötet, teils vermisst wurden; nur 300 derselben kamen auf ihrer Flucht zu Straubing spornstreichs angeritten“. Aus diesem Krieg mögen die vielen Hufeisen, Sporen und Waffen stammen, die man zwischen Leiblfing und Schwimmbach gefunden hat. Die Schweden hausten schrecklich in hiesiger Gegend. Die Bauern wurden gemartert und ihnen Vieh und Lebensmittel weggenommen. Viele verließen ihr Hab und Gut und flohen in die Wälder oder in die Stadt und suchten hier ein Unterkommen. So kam es, dass der Grundbesitz stark im Werte sank. Der Leiblfinger Pfarrer Weigant kaufte 1644 den Hof zu Schleinkofen um 65 fl (Gulden). 1672 wurde eine zur Kirche Leiblfing gehörige Sölde zu Obersunzing um 54 Gulden gekauft. Auch das Geld verlor an Wert und es kam eine Teuerung. Manche Taglöhner waren froh, wenn sie mit Brot oder anderen Lebensmitteln entlohnt wurden. Im Schwedenkrieg wurden auch die meisten Burgen zerstört, die in dieser Gegend waren. Der  Adel verarmte größtenteils. 1651 kaufte Johann Kaspar Freiherr von Lerchenfeld die Güter in Leiblfing und behielt sie bis 1744. Von da ab waren sie im Besitze der Grafen von Töring und Gutenzell. 1830 erwarb sie Freiherr von Niethammer, dessen Nachkommen jetzt noch im Besitze des Schlossgutes Tunzenberg sind.
Leiblfing zur Zeit des spanischen Erbfolgekrieges 1704 – 1714

In diesem Krieg kämpfte Bayern an der Seite Frankreichs gegen Österreich. Wie aus alten Pfarrbüchern hervorgeht, war Leiblfing von bayrischen Soldaten überschwemmt; besondersein Reiterkorps unter General Wolframstorf hielt sich lange Zeit hier auf. Es wurden mehrere Kinder getauft, deren Väter diesem Reitertrupp angehörten. Nach dem Straubing den Österreichern übergeben worden war, waren österreichische Soldaten hier. Das beweist folgende Notiz in einem Pfarrbuch: „Am 14. November 1704 ließ Johann Eping, kaiserlicher Kürassierreiter, taufen“. Ähnliche Eintragungen sind öfters verzeichnet. Zwei Jahre lang mussten die Leiblfinger die Schrecken des Krieges erdulden. Auch die Kirche wurde geschändet. „Lieber bayrisch sterben, als österreichisch verderben“, riefen damals die Bayern und erhoben sich vielerorts gegen die Österreicher. Auch hier tobte ein Aufruhr. Am 19. Oktober 1704 wurde Adam Buchner von Niedersunzing und am 22.Oktober 1704 Veith Fuchs hier begraben. Bei beiden ist vermerkt, dass sie mit Flintenkugeln durch kaiserliche Soldaten erschossen wurden.

Sonstige Ereignisse

Um das Jahr 1679 herrschte in Leiblfing die Pest. Zwei Gerbergesellen, die von Wien kamen, hatten diese hier eingeschleppt. Einer dieser Gesellen und sieben andere Personen starben an der Seuche. Es wurde auch ein Pestfriedhof an der Straße nach Puchhausen angelegt, aber der „Schwarze Tod“ erlosch bald. 1504 brannte Leiblfing fast vollständig nieder, und am 7. August 1846 wurde es wieder fast ganz ein Raub der Flammen. In der Nacht vorher brannten 6 Anwesen und der Kirchturm ab. Nachdem das Feuer eingedämmt und die Gefahr beseitigt schien, erhob sich am Nachmittag des 7. August ein gewaltiger Sturm und entfachte an einer noch nicht ganz verglühten Schindel das Feuer, so dass fast das ganze Dorf zerstört wurde.
Leiblfing um die Jahrhundertwende

Der Ort und seine Bewohner

Nach den Erzählungen und Darstellungen von älteren hiesigen Bewohnern ist das Bild Leiblfings um die Jahrhundertwende sehr verschieden von dem heutigen. Im Jahre 1900 zählte der Ort 40 Häuser. Die meisten Einwohner betrieben Landwirtschaft. Fast alle Höfe waren in Viereckform angelegt. In der Mitte des Hofes prangte ein großer Düngerhaufen mit der „Odellake“. Stalldung war das einzige Düngemittel; es gab noch keinen Kunstdünger. Es bestand die Dreifelderwirtschaft: Im ersten Jahr wurde Körnerfrucht gesät, im zweiten wurden Hackfrüchte angebaut, im dritten Jahr blieben die Felder brach liegen. Maschinen gab es in dieser Zeit noch fast keine. Alle Arbeit musste mittels Menschen- und Tierkraft geleistet werden, wie z.B. bei der Ernte. Am Samstag vor der Ernte war in Straubing der Erntedingmarkt. Aus dem bayrischen Wald und den umliegenden Orten kamen Männer und Frauen, die zu Hause abkömmlich waren, nach Straubing und verdingten sich als Erntearbeiter. Die Gäubauern fuhren auf ihren „Gäuwägerln“ ihre „Arnleut“ heim. Nun begann eine harte Zeit. Um zwei Uhr morgens wurde aufgestanden. Nach Verrichtung der Stallarbeiten marschierten um 4 Uhr früh die Ernteleute in schöner Ordnung aufs Feld. Voran ging der Knecht, der die Arbeit nach Aussprache mit dem Bauern anschaffte, hinterdrein kamen der „Anderknecht“, der „Drittler“, der „Viertler“ und die Ernteknechte. Den Männern folgten die Mägde. Das Korn wurde mit der Sichel geschnitten, das übrige Getreide mit der Sense. Die Männer mähten das Getreide, die Frauen fassten davon Büschel und banden sie mit Strohbändern zu Garben. Am Abend wurden je 9 Garben zu sog. „Böckeln“ aufgestellt. War das Getreide trocken, wurde es auf großen Heuwägen, die Pferde oder Ochsen ziehen mussten, heimgefahren. Mancher Bauer besaß 8 – 10 Pferde. Zur Brotzeit gab es einen Krug Bier oder „Scheps“ (minderwertiges Bier), Brot und Rettich oder Milch. Der sog. Wasserbub musste während des Tages öfter ein „Lagl“ (Holzfässchen) frisches Wasser aufs Feld bringen, damit der Durst bei großer Hitze gelöscht werden konnte. Die Lebensweise war damals sehr einfach. Montag, Mittwoch und Freitag waren fleischlose Tage. Es gab Fingernudeln, Schmarren, Nudeln, Maultaschen u.a. An den übrigen Tagen gab es mittags fast durchwegs gebratenes Schweinefleisch mit Kartoffelschnitz, Brotknödel und Sauerkraut. Morgens und abends stand auf dem Dienstbotentische eine große Schüssel „Eingerührte“ (Suppe aus süßer und saurer Milch), und eine Schüssel voll Kartoffeln; daneben lag ein Laib Brot. In der Heu- und Erntezeit gab es besseres Essen.

Nach der Ernte kam die Zeit für die Hirten. Früh um 5 Uhr blies der Kuhhirte ins Horn; Stall- und Hoftüren wurden geöffnet und heraus strömten die Rinder, die auf die Weide oder auf ein Brachfeld getrieben wurden, wo sie den ganzen Tag über grasten. Auch ein Gänsehirt war bis 1910/11 hier, der die Dorfgänse auf der Weide und an der Aitrach betreute. Im Winter wurde das Getreide gedroschen. Die meisten Bauern besorgten das um 1900 noch mit Dreschflegeln auf der Trenne; nur einige hatten schon Göppel. Nach dem vom Raiffeisenverein eine Dampfdreschmaschine angekauft wurde, erfolgte der Drusch mit dieser. Das Getreide wurde auf den Markt, die Schranne, nach Straubing gefahren und dort an Händler, Müller und Brauereien verkauft. Der landwirtschaftliche Bezirksverein gründete hier das erste Lagerhaus um 1910, so dass die Bauern ihr Getreide am Ort abliefern konnten.

Außer Bauern gab es in Leiblfing um die Jahrhundertwende 2 Brauereien: Die von Kell,die 1901 einging, und die Esslingerbrauerei. Franz Xaver Esslinger war Landtagsabgeordneter und die einflussreichste Person des Ortes. 1904 verkaufte er seine Brauerei und zog nach Schloß Hardt bei Wasserburg.

Der Verkehr

Den Personenverkehr zwischen Leiblfing und Straubing besorgte zu Beginn dieses Jahrhunderts eine gelbe, mit zwei Gäulen bespannte Postkutsche, die täglich von hier nach Straubing und zurück fuhr. Aber nur 4 Personen fanden darin Platz. Meistens blies der Postillion bei der Abfahrt und Ankunft eine kleine Melodie auf dem Posthorn. Wöchentlich einmal kam eine Bötin aus Straubing mit einem Kastenwagen, der von ihr und einem großen Hund gezogen wurde ins Dorf und brachte Verschiedenes aus der Stadt mit oder dorthin. An den Samstagen herrschte ein reger Verkehr auf den Straßen. Die Bauern fuhren mit ihren „Laufwagerln“ in die Stadt. Hinten auf dem Wagen war meistens der Saukorb mit Spanferkeln, die auf dem Markt feilgehalten wurden. Waren die Einkäufe erledigt, ging es wieder heimwärts. Um die Jahrhundertwende sah man auch schon Fahrräder in der Ortschaft. Anfänglich fuhren nur Männer; es erregte Aufsehen, als die erste Leiblfingerin 1905 durchs Dorf radelte. Einige Jahre später wurde die Postkutsche durch einen Postomnibus, in dem 10 – 12 Personen Platz fanden, abgelöst. Privatautos waren eine große Seltenheit. Man lief an die Straße, um das Wunderding zu begucken, während Hunde, Gänse und Hühner, die sich auf der Straße tummelten, entsetzt davonliefen. Anschließendes Bild zeigt das erste Auto in Leiblfing, mit seinem Besitzer Mirfanger, mit Kindern, Dienstboten und Hausgenossen.

Leiblfing in der neueren Zeit

In die neuere Zeit fallen als wichtigste Ereignisse die beiden Weltkriege. Aus dem 1. Weltkrieg 1914 – 1918 kehrten 17 Leiblfinger nicht mehr in ihren Heimatort zurück. Der 2. Weltkrieg 1939 – 1945 forderte 21 Todesopfer aus Leiblfing. In den letzten Kriegstagen hielten sich Wehrmachtsangehörige und SS-Leute hier im Dorfe auf. Ein Soldat wurde getötet, eine Frau verletzt, drei Scheunen in Brand geschossen und die Kirche arg beschädigt. Ein anderes düsteres Bild ist den hiesigen Leuten noch in lebhafter Erinnerung. Vor Kriegsende wurden KZ-Häftlinge durch Leiblfing gegen Landshut getrieben. Auf einer Wiese wurde Rast gehalten. Es waren erbarmungswürdige Gestalten, nur mehr Haut und Knochen. Ein Bauer warf ihnen vom Nachbarfeld aus ein paar Runkeln zu, was ihm aber sofort von den Aufsehern unter Strafandrohung verboten wurde. Wer beim Abmarsch nicht mehr weiterkonnte, wurde durch Genickschuss getötet. 12 Erschossene wurden in einem Massengrab im hiesigen Friedhof bestattet. Später wurden einige in ihre Heimat, die anderen auf den Soldatenfriedhof bei Hofkirchen überführt.

Quellenangabe: Verfasst und niedergeschrieben als Jahresfacharbeit in den Jahren 1965/66 von Alfons Gareis, Leiblfing

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